LR: Gaudi mit Käfer und Zigarre
Zum Seifenkistenrennen zog es viele Schaulustige nach Großthiemig
Fast wäre die zweite Auflage des Großthiemiger Seifenkistenrennens am Sonnabend ins Wasser gefallen. Doch kurz vor dem offiziellen Start ließ der starke Regen etwas nach. Die Rennleitung schaltete Punkt 14 Uhr sinnbildlich die Ampel von Rot auf Grün. Nacheinander machten sich die Rennflitzer auf die regennasse, leicht abschüssige Strecke. Das Gaudi nahm seinen Lauf.
Wie schon im letzten Jahr befand sich die Piste gegenüber dem Sportplatz. „Eigentlich wollten wir in diesem Jahr das Seifenkistenrennen in der Dorfmitte starten, doch leider haben wir keine Genehmigung für eine Sperrung der Landesstraße bekommen“, ist Dorfclubchef Rene Bodack ein wenig traurig. Zwischen 350 und 400 Menschen fanden den Weg an die Piste und spornten ihre Favoriten – teils sogar mit Transparenten – lautstark an.
Etwas abseits wurden derweil die letzten Einstellungen an den kunterbunten, verschiedenartigen Flitzern vorgenommen. Angefangen vom Käfer über eine Zigarre bis hin zu einem Einkaufswagen war manch kurioses Gefährt vertreten.
Extra aus Chemnitz angereist waren Sebastian Richter, Thommi Haugner und Nils Eißmann sowie sechs weitere Mitglieder vom Roadrunner-Team. Mit sieben Kisten gingen sie an den Start. „Wir wollen versuchen, alle drei Plätze zu holen“, zeigte sich Fahrer Nils Eißmann optimistisch. Am Ende konnten die Gäste mit ihren Flitzern den ersten und dritten Platz erkämpfen. Ihre Fahrzeuge gehören zur gehobenen Hobbyklasse. „Unsere Flitzer haben hydraulische Scheibenbremsen, wie sie im Opel Kadett vorkommen, sowie ein gekürztes Lenkgetriebe eines Citröen AX“, verriet Sebastian Richter. Jede Menge Euros und Arbeitsstunden stecken da drin. „Heute ist es für unseren neuesten Flitzer eine Premiere. Vor vierzehn Tagen ist er nach zweijähriger Bauzeit fertiggeworden“, so der dritte Fahrer im Bunde – Thommi Haugner.
Gleich neben den Profis bereiteten sich Stefan Georgi (36) mit Sohn Pascal (7) auf den Start vor. „Wir sind optimistisch, dass alles gut gelingt“, erzählt Vater Georgi aus Reinersdorf bei Ebersbach/Großenhain. Das Gefährt der beiden ist ganz aus Holz. „Mit unserer Konstruktion sind wir bei uns im Dorf schon mal aus Gaudi bei einem Seifenkistenrennen mitgefahren“, verriet Stefan Georgi. Pascal fügte freudestrahlend hinzu: „Hier in Großthiemig ist es für uns das erste Mal.“
Hoffnung hegten beide auf einen dritten oder vierten Platz. Nur der Sohnemann konnte dies am Ende erreichen.
Mit dem wohl kuriosesten Gefährt starteten Bert und Max Hoppe aus Callenberg (Hohenstein-Ernstthal) in der „Halli-Galli-Klasse“. Aus einem ausgesonderten Einkaufswagen eines Supermarktes bastelte Pilot Bert Hoppe seinen Renner. „Als meine Frau einkaufen war, wartete ich vor der Kaufhalle, und so kam mir die Idee, etwas mit einem Einkaufswagen zu machen“, erzählte der Pilot. Zehn Stunden Arbeit steckten drin, doch am Ende blieb nur der letzte Platz.
Die vielen Zuschauer an der Strecke hatten sichtlich Gefallen an dem Rennen. „Es ist schön, dass im Ort etwas passiert. Das Ambiente stimmt, und das Rennen ist eine tolle Sache“, verriet Manuela Purl aus Lampertswalde. Die gebürtige Großthiemigerin war mit ihrem neunjährigen Sohn Marvin gekommen, der sofort seinen Favoriten ausmachte.
Eine nicht so weite Anreise hatte Johanne Hausmann. Die 78-jährige Großthiemigerin kam mit ihrer Enkeltochter Steffi Rach (7): „Es ist schön, dass im Dorf endlich mal etwas passiert. Das Rennen ist eine feine Sache, und meine Enkelin überlegt, ob sie nächstes Jahr selbst mitfährt“, so die rüstige Rentnerin.
Neben den zwei Wertungsläufen in den jeweiligen Klassen, wobei es auf Grund des Wetters ein Regen- und ein Sonnenrennen gab, waren auch Showvorführungen zu erleben. So brausten der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Stübgen und Bürgermeisterkandidat Rene Bodack in einer zweisitzigen Seifenkiste die Rennstrecke hinab. Sein Dank ging an die Güterverwaltung und zahlreiche Firmen der Region für die freundliche Unterstützung, die sich Bodack auch für die dritte Auflage des Rennens im nächsten Jahr erhofft. Ein großes Lob richtete er ebenfalls an den Jugendclub. „Die Jungs haben gezeigt, dass sie Verantwortung übernehmen können. Ihre Aufgaben haben sie mit Bravour gemeistert“, freute sich Dorfclubchef Bodack.
Die schnellsten Piloten
Kategorie Senior
Nils Eißmann (Chemnitz) 65,32 sek.
Dennis Wilhelm (Großthiemig, Lokalmatador) 66,33 sek.
Sebastian Richter (Chemnitz) 67,24 sek.
Kategorie Junior
Marvin Köhler (Gornau) 73,93 sek.
Fin Klotz (Nünchritz) 76,52 sek.
Pascal Georgie (Ebersbach) 76,58 sek.
Kategorie Halli-Galli – alle, die die durch die Dekra-Prüfung fielen:
Peter Köhler (Gornau)
Tom Sewart (Chemnitz)
Johann Kleinig (Großkmehlen)
Mit seinem Einkaufswagen sorgte Bert Hoppe für Gaudi.
Die Seifenkisten-Piloten wurden am Sonnabend in Großthiemig von vielen Zaungästen kräftig angefeuert.
Text & Bild Mirko Sattler
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