LR: Mutige Bürgermeister in wackeligen Kisten

Lausitzer RundschauDas Konzept der Veranstalter, das 4. Seifenkistenrennen in die Dorfmitte zu verlegen, war aufgegangen. Bereits gegen 11 Uhr am Samstagvormittag wurden mehr Zuschauer als in den Vorjahren gezählt. Und mit 73 Startern war auch das Teilnehmerfeld bedeutend größer als bisher.

Für die tollkühnen Männer in ihren wackeligen Kisten ging es diesmal auf der Strecke über 248 Meter vom Kindergarten beginnend über zwei Links- und eine Rechtskurve auf einem Teilstück der Landstraße 59 bis ins Ziel an der Kirche. Dabei wurden Zeiten zwischen 25 und 50 Sekunden gefahren. Absoluter Höhepunkt der Neuauflage war jedoch der zum ersten Mal ausgerufene Bürgermeistercup. »Das erste Mal wurde das Rennen für die Bürgermeister der Amtsgemeinden des Schradenlandes ins Leben gerufen«, erläuterte Bernd Trobisch, Dorfklubchef und Mitorganisator.

Amtsdirektor Thilo Richter gab hierbei mit seinem Lauf eine Zeitvorgabe für die Bürgermeister Andreas Klemm (Großthiemig), Bernd Trobisch (Hirschfeld), Claus Voigt (Gröden) und den Gemeindevertreter aus Merzdorf Waldemar Bartzsch, die nach ihm auf die Piste gingen. » Als Dankeschön dafür, dass der Amtsdirektor sich mit eingesetzt hat, dass wir hier auf der Landstraße unsere Veranstaltung durchführen dürfen, darf er auch den Bürgermeistern eine Zeit vorgeben«, verriet Bernd Trobisch.

Vor dem Start stand Thilo Richter ein wenig aufgeregt neben seinen Bürgermeistern. »Ich bin noch nie mit einer Seifenkiste gefahren. Es ist, wenn man so will, für mich heute eine Jungfernfahrt«, so der Amtsdirektor, für den damit aber auch ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Waldemar Bartzsch, der stellvertretend für Merzdorfs Bürgermeister Dr. Hartwin Zirm das Lenkrad in die Hand nahm, sah die ganze Sache eher gelassen. »Ich habe vor gut 15 Minuten erst erfahren, dass ich starten soll. Ich sage mir, ankommen ist wichtig, egal welche Zeit man fährt«, so der Gemeindevertreter.

Scheinbar war es der Applaus und der große Jubel, die den Großthiemiger Dorfchef Andreas Klemm antrieben. Mit einer Zeit von 33,81 Sekunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,28 Stundenkilometern kam er als Schnellster ins Ziel, gefolgt von Bartzsch, Trobisch und Voigt.

Doch nicht nur die Bürgermeister sorgten für staunende Gesichter. »In neun Wertungsklassen finden die Rennen statt, wobei erstmals eine Klasse für den Viererbob eingeführt wurde. Die Fahrer kommen aus fast allen ostdeutschen Bundesländern und einigen westdeutschen«, erzählte Bernd Trobsich am Rande der Strecke.

Die wohl berühmteste Teilnehmerin war die Weltmeisterin Silvia Sabrowski aus Berlin. »Da ich diesmal den Mitteldeutschlandcup mitfahre, bin ich zwangsläufig in Großthiemig dabei. Für mich ist die Strecke zu kurz und zu langsam«, konstatierte die 31-Jährige nüchtern. Sie wurde 1993 in den USA als International-Champ gekürt und ist Geschwindigkeiten von 80 bis 90 Stundenkilometern gewöhnt.

Weniger um schnelle Zeiten ging es in der Gaudiklasse, für die es im Rahmen des Mitteldeutschlandcup ebenfalls Punkte gab. Anders als bei den »Profis« sammelten die Teilnehmer für die Aufmachung ihrer Gefährte entsprechend Punkte. Damit Armin Claus erneut im oberen Feld der Platzierten zu finden sein würde, hatte er sich etwas einfallen lassen. »Das Hexenhaus vom vergangenen Jahr ging nach der Saison ins Seifenkistenmuseum, und neue Ideen waren gefragt«, sagte der 64-Jährige aus Limbach-Oberfrohna und zeigte voller Stolz auf sein neues Werk, das komplett zum Thema Weihnachten geschmückt war. »Da mein Oberteil ja nicht mehr vorhanden ist, habe ich im Herbst und Winter mir diese Santa-Nico-Claus-Kiste auf dem Grundgestell des vergangenen Jahres zusammengebaut», sagte der Sachse noch schnell, bevor er als Weihnachtsmann verkleidet an den Start rollte.

Auch Udo Vettermann vom Team SKT-Vettermann setzte auf Außergewöhnliches. »Ich bin immer für ausgefallene Sachen zu haben. Ich habe schon Seifenkisten im Stile von Bockwurst im Brötchen gebaut, als Kinderwagen oder die Limbacher Kirche im Maßstab 1:17«, erzählte der 45-Jährige. Seine Oberteile sind mittels vier Schrauben schnell austauschbar und so zu einer Attraktion bei jedem Seifenkistenrennen geworden. Für den Mitteldeutschlandcup in Großthiemig entschied er sich für ein Märchen. »Wir werden heute als Froschkönig die Strecke runterfahren. Meine achtjährige Tochter ist die Prinzessin und ich bin der Frosch, der aus dem Brunnen schaut«, so Udo Vettermann, der aus Schönberg bei Merane, etwa 25 Kilometer nördlich von Zwickau, nach Großthiemig gekommen war.

Sehr zufrieden zeigten sich die Veranstalter, der Jugendclub und der Dorfclub, am Ende des Tages und ließen es sich nicht nehmen, allen Unterstützern zu danken.

Mirko Sattler
Lausitzer Rundschau

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