LR: Disziplin ohne Zeigefinger
Schüler unterschiedlichen Alters die sich gegenseitig helfen, Lehrer die geduzt werden. Zum zehnjährigen Bestehen der Evangelischen Schradengrundschule waren rund 300 Gäste auf den Schulhof gekommen, um gemeinsam das etwas andere Schulprinzip zu feiern.
»Es waren nicht immer einfache Zeiten für uns. Es wurde viel über uns geredet, aber wenig mit uns«, sagte die Schulleiterin Cathleen Ruschke-Burkhardt. Sie erinnerte daran, wie alles begann. Eine Handvoll Eltern wollte Ende der 90-er Jahre nicht nur das Gebäude mit alter Schultradition in ihrer Bestimmung weiterführen. Sie wollten für ihre Kinder auch ein anderes Lehrprinzip, als es an staatlichen Schulen üblich ist. Diese Elterninitiative war vom Montessoriprinzip überzeugt und gründete einen Trägerverein, der heute doppelt so viele Mitglieder hat, als zu seiner Gründung. Im August 2000 wurde der Schulbetrieb dieser freien Einrichtung mit 14 Schülern aufgenommen.
Im Lehrbetrieb nach dem Montessoriprinzip wird auf Disziplin gesetzt. Der Lehrer steht nicht mit erhobenem Zeigefinger da – er ist Lernbegleiter. Nach diesem Prinzip lernen bis zu 16 Schüler verschiedener Altersstufen in einem Raum. Dabei sollen sich die Schüler gegenseitig helfen. »Und das funktioniert. Disziplinprobleme fallen dadurch so gut wie weg. Die Kinder erziehen sich gegenseitig, und haben einen respektvollen Umgang«, sagt Cathleen Ruschke-Burkhardt. Das Ganze heißt auch, dass die Lehrer von den Schülern geduzt werden. »Uns geht es dabei nicht um ein reines Duzverhältnis, sondern um Vertrauen aufzubauen.
Wer das alles skeptisch betrachtet, dem seien unsere Hospitationstage im November empfohlen«, so die Schulleiterin weiter.
Pfarrer Klaus Tiedemann hat es sich nicht nehmen lassen, hier die Andacht zu gestalten. Er sprach von einer Schule, die sich doch etwas von den anderen abhebe.
Zu den Gratulanten gehörten ebenfalls der Vorsitzende des SV »Grüne Eiche« Großthiemig, Andrè Gündel, Großthiemigs Bürgermeister Andreas Klemm, sowie der Direktor des Amtes Schraden, Thomas Richter. Andreas Klemm hatte aus gutem Grund ein sportliches Geschenk mit. Denn die neue Kleinfeldfußballanlage auf Kunstrasen im Schulgelände wurde zum Schuljubiläum eingeweiht. Hier werden in naher Zukunft Schule und Sportverein einen Nutzungsplan erstellen.
Zum Jubiläum musizierte Alfred Godderidge. Der Trompeter verriet, dass er schon vor 10 Jahren zur Einweihung der Schule mit dem Posaunenchor der Kirchengemeinde des Ortes hier spielte. Gesichtet wurden zu den Feierlichkeiten auch mehrere ehemalige Schüler, wie der 17-jährige Alexander Weigelt aus Ruhland. Er lernt in einem Meißener Gymnasium. »Ich bin neugierig, was aus der Schule und aus meinen ehemaligen Klassenkameraden geworden ist«, sagte er.
Heinz Hirschfeld
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